Gibt es nachhaltige Keramik?
Hast du dir überhaupt schon einmal Gedanken darüber gemacht, ob dein Geschirr nachhaltig ist? Wer im Internet recherchiert, findet erstaunlich wenig Informationen dazu - bei der Keramik scheint das Thema Nachhaltigkeit noch kaum diskutiert zu werden. Gerade deswegen haben wir uns damit auseinandergesetzt.
Die Rohstoffe: Ist Ton nachhaltig?
Zuerst einmal müssen wir festhalten, dass Ton ein natürlicher Rohstoff ist, der aus mehreren mineralischen Elementen besteht. Als solcher wird Ton abgebaut und kann so lange er nicht gebrannt wird immer wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Das heisst, dass getöpferte Objekte, die vor dem ersten Brand kaputt gehen, immer wieder mit Wasser "eingesumpft" werden können und man damit wieder von neuem arbeiten kann. Das gilt sowohl für Hobby-Töpfer als auch für industriell gefertigte Keramik.
Kann gebrannter Ton recycelt werden?
Damit Objekte aus Keramik hart und somit gebrauchsfähig werden, müssen sie gebrannt werden. Dies geschieht in der Regel in zwei Bränden, dem sogenannten Niederbrand (Bisk Firing) und dem Hochbrand (etwas vereinfacht). Nach dem ersten Brand sind die Objekte fest und können glasiert werden. Das heisst: Wenn die Objekte mit Flüssigkeit in Kontakt kommen, werden sie nicht mehr weich. Ab diesem Stadium kann Keramik nicht mehr in die ursprüngliche Ton-Form zurückgeführt werden.
Wie kann gebrannter Ton (Keramik) recycelt werden?
Im eigentlichen Sinne "recycelt" werden kann Ton also nicht. Da jedoch auch in der Industrie durch zerbrochene gebrannte Ton-Objekte Kosten entstehen, wird auch hier versucht, gebrannten Ton weiter zu verwenden. Dies geschieht in der Industriellen Produktion, indem der gebrannte Ton fein gemahlen wird und dann als sogenannte "Schamotte" dem neuen Ton beigefügt wird. Dies fördert die Struktur der Tonobjekte und ist daher hilfreich bei der Herstellung neuer Keramik. Solcher "Keramiksand" kann ebenfalls zur Herstellung von Glasuren verwendet werden.
Kann glasierte Keramik recycelt werden?
Nach dem Rohbrand wird Keramik in der Regel glasiert. Dazu wird eine mit Wasser angerührte Mischung verschiedener Mineralien auf das Tongefäss aufgetragen. Beim Brand wird das Objekt so stark erhitzt, bis die Mineralien zu schmelzen beginnen und sich eine "Glasschicht" auf Tonkörper bildet - die Glasur. Glasierte Objekte können nicht mehr gemahlen und als Schamotte verwendet werden. Im engeren Sinn kann also glasierte Keramik nicht recycelt werden.
Wie kann man gebrochene Keramik wiederverwenden?
Zur Herstellung neuer Keramik eignet sich gebrochenes Geschirr leider nicht. Es gibt aber darüber hinaus Möglichkeiten, wie man Keramik-Abfall weiter verwenden kann:
- Glasierte Keramik kann zu Sand oder Kies gemahlen werden und beispielsweise anderen Baustoffen wie Zement beigemischt werden.
- In Scherben gebrochen, können Keramik Abfälle für Mosaike oder zur Herstellung von Terrazzo verwendet werden.
Wie ist die CO2 Bilanz von Keramik / Geschirr?
Grundsätzlich muss man auch hier wieder zwischen Hobby-Töpfern und industrieller Keramik unterscheiden. Hobby Töpfer arbeiten in der Regel mit elektrisch betriebenen Drehscheiben und elektrischen Brennöfen. Der Hauptanteil an Energie wird hier also durch den Strom verursacht - und der ist beim Brennen nicht unbedeutend. Als grober Richtwert: ein Mittelgrosser Ofen verursacht ungefähr Stromkosten von 30-40 Franken pro Brand. Die Effizienz kann hier gesteigert werden, indem möglichst gut geschichtet wird und viele Objekte in einem Ofen platziert werden (keinen halb vollen Ofen laufen lassen). Entscheidend für die Nachhaltigkeit ist daher, woher der Strom kommt, mit dem der Ofen betrieben wird.
In professionelleren Betrieben oder in der Industrie werden dagegen Gasöfen verwendet. In einem normalen Ofen in einer Portugiesischen Keramikfabrik hat ungefähr eine Euro-Palette Ware Platz (ca. 2m hoch aufgeschichtet). Statt Strom wird hier Erdgas verwendet. Erdgas ist per se weniger Umweltfreundlich als (grüner) Strom, wird aber aufgrund besserer technischer Ergebnisse Standardmässig verwendet. Übrigens: Das Gas in portugiesischen Fabriken stammt primär aus Algerien. Gas ist übrigens auch einer der grössten Kostenpunkte bei der Herstellung von Keramik - bei den aktuellen Gaspreisen sollte man sich also nicht wundern, falls Geschirr etwas teurer wird...
Welche CO2 Emissionen entstehen bei der Herstellung von Keramik?
Grundsätzlich können wir zwischen folgenden Prozessen unterscheiden:
- Herstellungsprozess vor dem Brand: Hier entstehen nur wenige Emissionen, da zum Beispiel vieles gegossen wird, was ohne Stromzufuhr gemacht wird. Das aufbereiten des Tons sowie der Betrieb von Drehscheiben verursacht geringe Stromkosten. Die CO2 Emissionen sind hier abhängig von der Stromquelle.
- Der grösste Faktor bei der Herstellung sind der Roh- und der Glasurbrand. Hier wird beispielsweise Energie gespart, indem der Glasurbrand bei unter 1200° stattfindet. Dadurch verringert sich die Gesamtzeit des Brandes und die Menge des benötigten Gases.
- Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Transportweg. Kurze Transportwege (Keramik aus Europa vs. Keramik aus China) verursachen weniger CO2 Emissionen und belasten das Meer nicht.
- Wie kommt die Keramik zu dir? Fährst du mit dem Auto in den Laden oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln? Auch wenn du Keramik per Post bestellst, entstehen oft lange Transportwege - Pakete werden in der Regel erst in ein Verteilzentrum geschickt, von wo sie zu dir gelangen.
Wie kann Keramik nachhaltiger gemacht werden?
Im Grunde ist der wichtigste Faktor, den wir beeinflussen können, die Nutzungsdauer unseres Geschirrs. Wir setzen daher auf hochwertig produziertes, robustes Geschirr in zeitlosen Farben. Natürlich ist es immer schwer abzuschätzen, ob einem das Geschirr in ein paar Jahren noch gefällt, aber es lohnt sich, sich Gedanken darüber zu machen, ob man jeden Tag aus einer grell-pinken Schüssel essen möchte. Unser eigenes Geschirr ist daher bewusst so gestaltet, dass es das Essen optimal präsentiert. Graue, blaue oder weisse Kontrastfarben eignen sich in unserer Erfahrung am besten, um Speisen im besten Licht erscheinen zu lassen.